Willibalds Landsmann Bonifatius versuchte _zu der Zeit, der kirchlichen Arbeit im Osten des Frankenreiches eine feste Struktur zu geben. Bischöfe sollten dazu helfen, daß Glaubensverkündigung und Glaubenspraxis vereinheitlicht, vertieft und erweitert würden. Willibald wurde Bischofskandidat. Papst Gregor III. machte ihn in "angenehmer Unterredung" mit dem "dringenden und sehnlichen Wunsch" des Bonifatius bekannt, und Willibald erklärte sich bereit, "an jeden Ort der Welt ... aus freiem Willensentschluß zu gehen".
Sülzenbrücken war eine der ersten christlichen Wirkungsstätten in Thüringen. Seit 739 war sein Bruder Wunnibald hier Pfarrer. In Sülzenbrücken wurde Willibald am 22.10.741 (oder 742) von Bonifatius zum Bischof geweiht Die Bischöfe Burchard von Würzburg und Witta von Büraburg in Hessen waren als Zeugen zugegen. Alle aktiv Beteiligten waren Mönche, also in schlichter Kleidung, die Kirche vielleicht eine einfache Holzkirche; die kirchengescbichtlich so wichtige Handlung wird sich wohl in einem sehr bescheidenen Rahmen vollzogen haben. Möglicherweise war Willibald als Bischof von Erfurt vorgesehen. Tatsächlich hat er bis zu seinem Tod 787 in Eichstätt in Bayern gewirkt. Der großgewachsene, kräftige Mann, weitgereist und hochgebildet, lebte auch dort im Kloster. Die sorgfälüge Ausbildung von Mitarbeitern war ihm besonders wichtig. Dazu zog er auch seinen Bruder Wunnibald und später seine Schwester Walpurga heran. Auf ihre Anregung hin hat die Nonne Hugeburg die Lebensgeschichte des Willibald verfaßt, in der Sülzenbrücken zum erstenmal erwähnt wird.
Die drei "Missionsgeschwister" Willibald, Wunnibald und Walpurga stehen heute noch im Gebiet von Eichstätt in hohem Ansehen. Auch wir Christen in Thüringen haben Grund, uns dankbar an sie zu erinnern.
Quelle: Festschrift von 1992 / Pfarrer Johannes Reichart