Der Maibaum und seine Bedeutung

Ein Maibaum ist ein hochgewachsener Baumstamm, der von Zweigen befreit und bunt geschmückt wird. Nach alter Tradition gelten Maibirken oder Maitannen als Symbole der Fruchtbarkeit und Lebensfreude. Je nach Region werden Maibäume ganz unterschiedlich gestaltet. In den ländlichen Gegenden Bayerns präsentieren sich auf dem Dorfplatz von kräftigen Männern aufgerichtete Fichten oder Tannen in den landestypischen Farben Blau und Weiß, während grüne Kränze aus Zweigen oder bunte Bänder die Baumspitze zieren. Einige mehrjährige Maibäume besitzen Querstangen, an denen Zunft-, Orts- oder Familienwappen befestigt sind. In Franken und Thüringen wird der Maibaum in den rot-weißen Landesfarben gehalten.

Das Maibaumaufstellen erfolgt in der Regel am Vorabend des Maifeiertages oder am 1. Mai. Normalerweise bleibt ein Baum einen Monat lang bis zum 1. Juni stehen. Mehrjährig aufgestellte Maibäume können bis zu 55 Meter und höher sein. Der Baumstamm symbolisiert als Phallussymbol männliche Stärke und Gesundheit. Die Baumrinde muss jedoch entfernt werden, denn der Sage nach könnten sich böse Geister, getarnt als Käfer, unter ihr verstecken. Als Sinnbild für das Weibliche und die Fruchtbarkeit steht der Maibaumkranz. Der um den Baumstamm schwebende Kranz steht symbolisch für die Vereinigung des Männlichen mit dem Weiblichen. Das im Baumwipfel belassene Grün steht für das Wachstum und verleiht dem Maibaum seine Natürlichkeit, denn in der Baumkrone wohnen gute Naturgeister. Die zumeist aus Krepppapier oder Stoff bestehenden bunten Bänder vertreiben böse Geister. Ihre Farben sind den Orts- oder Landesfarben nachempfunden.

Der Maibaumbrauch existiert bereits seit vorchristlichen Zeiten, denn in allen Naturreligionen wurde im Mai das Erwachen der Natur gefeiert. Schon die Kelten und Germanen schmückten sich mit frischem Grün und die jungen Burschen setzten ihren Liebsten frische Birken vor die Tür. In weiten Teilen Deutschlands gehört das Maibaumaufstellen auf dem Dorfplatz wieder zu einer gelebten und beliebten Tradition. Auch das keltische Feuerfest „Beltane“ markiert im irischen Kalender den Sommeranfang und wird am Vorabend in der Nacht zum und am 1. Mai gefeiert. Die Beltane-Feierlichkeiten zum Beginn der schönen Jahreszeit zeigen einige Analogien zu deutschen Traditionen wie dem „Tanz in den Mai“ oder dem „Maifeuer“.

Die Nacht vom 30. April zum 1. Mai wurde über Jahrhunderte als Walpurgisnacht (benannt nach der heiligen Walpurga) begangen. In dieser Nacht erwachen die Naturgeister (Hexen) und tanzen auf dem Brocken (Hexentanzplatz bei Thale im Harz). Dieser Brauch lebt heute im „Tanz in den Mai“ fort, mit dem der Anbruch der warmen Jahreszeit gefeiert wird. Auch der traditionelle Maibaum hat hier vermutlich seinen Ursprung, denn die Kelten schmückten zu Beltane ihre Häuser und Ställe mit frischem Grün. Die noch heute in Irland praktizierte Wahl der Maikönigin ist eventuell eine letzte Erinnerung an die Verehrung einer Göttin, die dem Land Fruchtbarkeit schenkte. Ähnliche Bräuche (Maibraut) gibt es auch in Franken und Niedersachsen.

Die Monatsbezeichnung „Mai“ für den alten Weide-, Blüh- oder Wonnemond geht auf die griechisch-römische Göttin Maia zurück, deren Fest in diesem Monat gefeiert wurde. Sie ist die Tochter des Atlas und war die Gefährtin des Gottes Vulcanus und galt als Mutter des Hermes, dementsprechend dann als Mutter des römischen Mercurius, wurde also mit der griechischen Maia völlig gleichgesetzt, weshalb sie dann auch von Händlern und Kaufleuten als Spenderin reichen Gewinns verehrt wurde. Ab wann der Kult von Maia und Mercurius über Rom hinaus verbreitet wurde, ist unklar. Seit der spätrömischen Kaiserzeit sind Inschriften bekannt, insbesondere in den Siedlungsgebieten der Kelten, bei denen Maia vielfach mit Rosmerta identifiziert wurde. Überliefert sind Darstellungen aus dem keltisch-germanischen Raum, bei denen neben dem Mercurius eine weibliche Figur erscheint, die häufig ein Füllhorn trägt. Andere Überlieferungen aus der Antike verweisen auf eine Verbindung zu den alten Fruchtbarkeitsritualen indischer und ägyptischer Kulturen.

Bereits die alten Griechen haben den Monat April (Aphrilios) der Aphrodite, Göttin der Liebe und der Schönheit und den Monat Mai (Maios) der Maia, Göttin der Fruchtbarkeit und des Wachstums, gewidmet. Im Zuge der Christianisierung wurden die alten heidnischen Riten verboten, da ausschließlich Gott als heilig galt – so auch der Weihe- und Richtbaum. Belegen lässt sich der Maibaumbrauch erst wieder ab dem 13. Jahrhundert, als sich der Frühlingsbaum zum Hoffnung und Freude bringenden Sinnbild entwickelte. Die Tradition vom Maibaum aufstellen etablierte sich dann im 15. Jahrhundert. Die Burschen schmückten naturbelassene Baumstämme mit bunten Bändern und setzten den Baum vor das Haus ihrer Auserwählten. Auch größere Baumstangen kamen zu dieser Zeit als hoch aufgerichtet Maibäume zum Einsatz.

In Sülzenbrücken wurde die Maibaumtradition seit 1998 vom ehemaligen Burschenschafts- und Schützenverein „Fidelia“ Sülzenbrücken e.V. mit Maibaum und einem mit blau-gelben Bändern geschmückten Kranz eingeführt. Seit 2011 wird der Sülzenbrücker Maibaum (Höhe: ca. 11 bis 13 m) vom Heimat- und Traditionsverein Sülzenbrücken e.V. aufgestellt.

 

Der 1. Mai als gesetzlicher Feiertag

Der Versuch der Weimarer Nationalversammlung, am 15. April 1919 den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu bestimmen, endete bereits 1919. Für das Gesetz, das nur auf den Ersten Mai 1919 beschränkt war, stimmten SPD, DDP und Teile der Zentrumspartei. Während die bürgerlich-rechte Opposition (DNVP, DVP) sowie weite Teile des Zentrums die Einführung des Tages der Arbeit als Feiertag überhaupt ablehnten, ging der USPD das Gesetz nicht weit genug, sie forderte zusätzlich die Einführung des 9. Novembers als Revolutionsfeiertag. Der sogenannte „Blutmai“ von 1929 ließ die Widersprüche zwischen KPD und SPD deutlich werden.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der 1. Mai ab 1933 durch die Nationalsozialisten zum gesetzlichen Feiertag. Das Reichsgesetz vom 10. April 1933 benannte ihn als „Tag der nationalen Arbeit“. Am 2. Mai 1933 wurden die Gewerkschaften in Deutschland gleichgeschaltet und die Gewerkschaftshäuser gestürmt. Im Jahr 1934 wurde der 1. Mai durch eine Gesetzesnovelle zu einem „Nationalen Feiertag des deutschen Volkes“ erklärt. Am 1. Mai 1933 hielt Adolf Hitler eine Ansprache vor Hunderttausenden von Menschen auf dem Tempelhofer Feld. Der Massenaufmarsch ist mit der damaligen großen Angst vor Entlassungen zu erklären und damit, dass die Auszahlung des Lohns verknüpft wurde mit der Teilnahme an der Demonstration und den Kundgebungen. Der Tag wird vom nationalsozialistischen Regime erstmals zum „Tag der nationalen Arbeit“ und damit zum gesetzlichen Staatsfeiertag bei voller Lohnfortzahlung erklärt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der 1. Mai 1946 durch den Alliierten Kontrollrat bestätigt. Maikundgebungen durften jedoch nur eingeschränkt durchgeführt werden. Der 1. Mai ist in der Bundesrepublik Deutschland nach den Feiertagsgesetzen der Länder ein gesetzlicher Feiertag. Die amtliche Bezeichnung in Deutschland ist durch Gesetze der einzelnen Länder geregelt. In Nordrhein-Westfalen wird der erste Mai staatlicherseits als „Tag des Friedens und der Völkerversöhnung bzw. Tag des Bekenntnisses zu Freiheit und Frieden, sozialer Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Menschenwürde“ begangen.

In der DDR und weiteren kommunistischen Ländern wurde der 1. Mai als „Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus“ mit aufwändigen politischen Mai-Paraden begangen und auf die Traditionen der internationalen Arbeiterbewegung verwiesen. Symbol des 1. Mai war die rote Nelke. In Reaktion auf die vielfach sozialistisch ausgerichtete Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts wurde der 1. Mai von Papst Pius XII. (Amtszeit von 1939 bis 1958) im Jahr 1955 zum Gedenktag Josef des Arbeiters erklärt. Der Ehemann Marias und Nährvater des Jesus Christus war laut der Bibel als téktōn (Bauhandwerker) tätig und gilt traditionell als Patron der Arbeiter

 

R. Gebser - Heimat- und Traditionsverein Sülzenbrücken e.V.

Artwork - Maibaum Sülzenbrücken

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